Acorn

NetstationKurze Zeit später erweckte erneut eine Dokumentation bei der BBC das Interesse von Arcon. Dort wurde vorausgesagt, das Netcomputer die nächste Evolutionsstufe für Computer darstellen sollten. Diese sollten nicht so sehr auf Leistung setzen, sondern vielmehr ihre Informationen und Berechnungen von einem zentralen Server erhalten und lediglich als Clients arbeiten. Hierfür entwickelt Acorn für Oracle den Netsurfer und den späteren Nachfolger Netstation, die beide mit einem modifizierten RISC OS arbeiteten.

Neben diesen beiden Computern setzte Acorn auf eine neue Gesellschaft, namens Acorn online Media, da führende Köpfe vorausgesagt haben, dass ein Boom für Video On Demand entstehen würde. Das bedeutete, dass der Zuschauer über das Netzwerk Videoinhalte auswählen und ansehen konnte. Gemeinsam mit Anglia Television, Cambridge Cable und Advanced Telecommunication Modules Ltd (ATML) starteten sie einen Feldversuch in Cambridge und boten für die Abonnenten Home Shopping, Fortbildungen, Software Downloads und das Internet an. Die Datenübertragungsrate hierfür lag bei 2 Mb/s, die schrittweise auf 5 Mb/s angehoben wurde. Zur Nutzung dieses Angebotes benötigte man ein Acorn Online Media-Set-Top-Box. Gab es zu Beginn lediglich zehn VOD (Video on Demand)-Terminals wurden diese auf 100 Wohnungen, acht Schulen und Testlabors ausgedehnt. Später stiegen weitere Organisationen in diesem Markt ein, darunter NatWest-Bank, die BBC, die Post Office Limited, Tesco und die örtlichen Bildungsbehörden. Doch trotz des interessanten Projektes und der interessierten Unternehmen entstand dieser Boom nie. Für Acorn war dies fatal, hofften sie doch innerhalb dieses Segment des eine führende, wenn nicht gar zentrale Rolle zu spielen.

Acorn PhoebeZudem erstarkte der PC, nun quasi alleiniger Vertreter innerhalb der Computerindustrie, durch den Wegfall der Konkurrenz, wie beispielsweise Atari oder Commodore, vor allem durch den stetigen Preisverfall. Problematisch zeigte sich aber auch, dass die Leistung eines Shuttles immer stärker wurde, die Datenübertragungsrate aber nicht so schnell anstieg. Somit konnten die meisten PC-Nutzer das VoD nicht sinngemäß nutzen. Auch Olivetti steckte nun in finanziellen Schwierigkeiten und verkaufte zwischen 1996 und 1998 einige ihrer Anteile an der Acorn Gruppe für insgesamt 54 Millionen £. Das Unternehmen selbst wurde es strukturiert und die ausgegliederten Tochtergesellschaften wieder in den Mutterkonzern einverleibt. Acorn selbst stellte von diesem Zeitpunkt an keine eigenen Computer mehr her, abgesehen von Acorn Phoebe und dem RISC PC 2, die aber kurz nach Auslieferung wieder aus dem Programm genommen wurden. Das einzige Unternehmen innerhalb von Acorn, dem es stetig besser ging, war ARM. Dieser Bereich wurde 1998 als eigenständige Aktiengesellschaft unter dem Namen ARM Holdings neu eingetragen. Die Acorngruppe selbst nannte sich 1999 in Element 14 Limited um und versuchte sich zu einem Entwickler geistigen Eigentums auf dem Markt der digitalen Signalverbreitung (DSP) umzuwandeln. Dies heißt jedoch alles nichts und die Acorn Gruppe wurde am 1. Juni 1999 aufgekauft und von den Börsengeschäften zurückgezogen. Sämtliche Anteile, die die Acorn Gruppe noch am ARM hielt, wurden als Gewinnausschüttung an die Acorn Aktionäre ausgeteilt. Nun begann eine regelrechte Ausweidung. Morgen Stanley, der neue Inhaber von Acorn verkaufte die Abteilung der Set-Top-Boxen und die Kontrolle über das RISC Betriebssystem für 200.000 £ und Element 14 ging für 1,5 Millionen £ an MSDW. Element 14 arbeitete noch einige Jahre weiter und wurde im November 2000 für 366 Millionen £ von Broadcom aufgekauft.Cortex

Auch wenn Acorn nun schon eine Weile nicht mehr existierte, so bestehen einige Elemente noch immer fort, beispielsweise der ARM- Prozessor, der heute noch in vielen PDAs, Navigationssystemen, Smartphones, und Handymodellen angeboten wird. Zum Bestehen trägt sicherlich dabei der minimierte Stromverbrauch dar, verbraucht doch beispielsweise der neue Cortex-A8 bei 600 MHz und einer Leistung von 2000 MIPS nur 300 Milliwatt Leistung.

Acorn war sicherlich eines der erfolgreichsten Unternehmen in der Computerindustrie aus britischen Landen und wird sicherlich, gemeinsam mit Sinclair immer als einer der Pioniere angesehen werden. Zudem ist das Unternehmen zwar tot, sein Nachlass oder seine "Kinder" sind jedoch noch immer unter uns und werden auch weiterhin produziert und entwickelt. Viele heute noch namhaften Firmen haben die ARM-Technologie lizensiert, unter anderem: Apple, Freescale (früher Motorola), Palm, Hewlett Packard, IBM, Microsoft, NEC, Nintendo, NVIDIA, Samsung, Siemens, Sony und noch viele mehr. Sie alle sorgen dafür mit, dass eines der wenigen produkte „unserer“ Zeit noch immer präsent ist.

 

 

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